Siebzehn Ziele für eine nachhaltige Entwicklung hat sich die internationale Staatengemeinschaft bis zum Jahr 2030 gesetzt. Diese sind in der Agenda 2030 formuliert, in Unterziele ausdifferenziert und durch Indikatoren messbar gemacht worden. Erstmals umfassen die 17 sustainable development goals (SDGs) alle Dimensionen der Nachhaltigkeit. Sie sind unteilbar miteinander verbunden und bilden die Grundlage einer wirtschaftlichen Entwicklung, die sowohl soziale Gerechtigkeit, als auch die ökologischen Grenzen berücksichtigt. Als handlungsleitende Prinzipien sind ihnen die Bereiche Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft vorangestellt (auf Englisch die 5 „P“: People, Planet, Prosperity, Peace, Partnership). Auch wenn sich ein „Entwicklungsprogramm“ erst einmal nach einer Agenda für die sogenannten Entwicklungsländer anhört, werden bei der Agenda 2030 gerade auch die Industriestaaten in die Pflicht genommen. Hier geht es beim SDG 2 Kein Hunger z.B. um den Stickstoffüberschuss in der Landwirtschaft oder den Anteil von Biolandbau in der Landwirtschaft. Und dass wir bei Maßnahmen zum Klimaschutz (SDG 13), Leben unter Wasser (SDG 14), Leben an Land (SDG 15) aktiv werden müssen, steht ja außer Frage. Um die globalen Ziele auf eine lokale Ebene zu bringen, sollen hier anhand des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön einige Beispiele und Herausforderungen dargestellt werden.

Der Indikatorenbericht 2018 des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass Deutschland auch in Bereichen, die nicht gleich offensichtlich sind, noch große Anstrengungen vor sich hat, die gesteckten Ziele zu erreichen. So würde man das Ziel Sauberes Wasser und Sanitärversorgung (SDG 6) erst einmal in den Entwicklungsländern verorten, wo es grundsätzlich um einen Zugang zu sauberem Grundwasser geht. Schaut man aber auf die Unterkategorien „Nitrat im Grundwasser“ oder „Phosphor in Fließgewässern“ zeigen die Indikatoren, dass mit der aktuellen Entwicklung die Ziele nicht nur verfehlt werden, sondern sich der Abstand zum Ziel noch vergrößert. Und dass eine ausreichende Versorgung mit Trinkwasser nicht selbstverständlich ist, zeigte sich im letzten Sommer nicht nur hier in der Rhön.

Wie alle UNESCO-Biosphärenreservate ist die Rhön eine Modellregion für eine nachhaltige Entwicklung. Deshalb ist sie geeignet, die Entwicklung der Nachhaltigkeitsziele auf lokaler Ebene zu beobachten, auch wenn es hier keine eigenen Indikatoren gibt. So zeigen sich schon bei ökologischen Zielen, wie Leben an Land (SDG 15) Herausforderungen: In den Kernzonen des Biosphärenreservates, das sind vorwiegend Wälder und Moore, greift der Mensch nicht mehr ein und überlässt die Natur sich selbst. In der Kulturlandschaft der Pflegezonen – auch das sind Naturschutzgebiete – werden die artenreichen Bergwiesen durch Beweidung oder Mahd offen gehalten, um sie im aktuellen Zustand zu erhalten. So sind hier zwei völlig unterschiedliche Ansätze von Naturschutz direkt nebeneinander zu finden. Das zeigt, dass das Ziel Leben an Land auf vielfältige Weise zu erreichen ist, da ein einfaches „Natur Natur sein lassen“ nicht immer die beste Entscheidung ist. Kern- und Pflegezonen tragen in der Rhön gleichermaßen zur biologischen Vielfalt bei und es ist eine menschliche Abwägung, welches Konzept wo geeigneter ist.

Die Entwicklungszone des Biosphärenreservates, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, gibt Beispiele für weitere SDGs: Für bezahlbare und saubere Energie (SDG 7) hat der Bauernverband mehrere genossenschaftliche Biogasanlagen initiiert, die durch Kombination mit einer Mälzerei, einer Gärtnerei oder einem Schwimmbad sehr effizient laufen. Zusätzlich konnte durch den genossenschaftlichen Betrieb die Gesamtzahl der Anlagen auf zehn begrenzt werden, was auch zu einer Reduktion der Flächen für Energiemais führt.  Wegen der intensiven Bewirtschaftung ist der Maisanbau kritisch zu sehen, deshalb hat sich für ein neues Projekt eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Allianz gebildet: Der Bauernverband und die BN-Kreisgruppe Rhön-Grabfeld testen den Einsatz verschiedener Wildpflanzenmischungen als blühende Energieträger für die Biogasanlagen. Die ersten Ergebnisse sind sehr positiv: Die Energieausbeute ist zwar niedriger als bei Mais, die Pflege aber deutlich einfacher und die Besiedelung der Flächen mit Insekten und Vögeln beeindruckend.

Zur nachhaltigen Entwicklung von Städten und Gemeinden (SDG 11) trägt die Innenentwicklung der Kommunen bei. Statt der Ausweisung neuer Baugebiete am Ortsrand werden Leerstände im Innenbereich erfasst und deren Renovierung bzw. Neubebauung gefördert. Damit wird dem Trend entgegen gewirkt, dass trotz sinkender Einwohnerzahlen die Siedlungsfläche anwächst. In einigen Orten konnte damit der Leerstand schon vermieden werden. Problematischer sieht es mit dem ÖPNV aus, der trotz eigener Freizeitbuslinien für den Tourismus für die alltägliche Mobilität kaum nutzbar ist.

Nachhaltige/r Konsum und Produktion (SDG 12) wird durch die regionale „Dachmarke Rhön“ unterstützt. Sie zeichnet Produkte aus, die zu 100% in der Region hergestellt werden und gastronomische Betriebe, die mit diesen Produkten arbeiten. So werden regionale Wertschöpfungsketten erhalten oder neu geschaffen, die eine Lebensgrundlage für die Menschen im Biosphärenreservat sind.

Schließlich ist das ganze (länderübergreifende) Biosphärenreservat Rhön eine Partnerschaft zur Erreichung der Ziele (SDG 17). Doch auch ohne dieses Dach lassen sich auf lokaler Ebene zahlreiche Beispiele für die Umsetzung der SDGs und damit Ansätze für die Bildungsarbeit finden. Denn diese sind vor der Haustür genauso relevant wie auf globaler Ebene.

Der Text ist im Rundbrief der ANU Bayern, Nr. 75, Ausgabe 2/19 erschienen.

Gemeinsam kochen, gemeinsam genießen

Gemeinsam kochen, gemeinsam genießen Beim Rhöner Koch-Event am 1. Dezember wird in der Umweltbildungsstätte Oberelsbach unter dem Motto „Regional.Fair.Bio“ gemeinsam gekocht / Hobbyköche und Interessierte können sich ab sofort anmelden. Gemeinsam Leckeres aus der Region und aus fairem Handel kochen und genießen. Das ist die Idee eines weiteren Rhöner Koch-Events am 1. Dezember ab 16.00 Uhr in ...

LehrerInnenfortbildungen 2023

Auch in diesem Jahr gibt es wieder vielfältige und spannende Fortbildungen für Lehrkräfte:  Den Anfang machen im Mai die "Digitalen Werkzeuge in der schulischen Umweltbildung und BNE", im Juni dreht sich dann alles um die "Biene und Bionade" und im Dezember wird´s beim "Lebensraum Nacht  - der Sternenpark Rhön" noch mal richtig dunkel und vielleicht Sternenklar.  Hier geht´s ...

Nationale Auszeichnung Bildung für nachhaltige Entwicklung

Die Umweltbildungsstätte Oberelsbach ist ein absolutes Vorbild für Nachhaltigkeit. Deutlich wurde dies nun mit der "Nationale Auszeichnung – Bildung für nachhaltige Entwicklung", die die Umwetlbildungsstätte vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und von der Deutschen Unesco-Kommission verliehen bekommen hat.Die Leiterin des Referats Bildung in Regionen, Bildung für nachhaltige ...

­