Zuversichtlich gehen die Verantwortlichen des Rhöniversums durch den Lockdown. Das Bild zeigt von links: Markus Seibl (Geschäftsführer der Hobbach-Bauersberg gGmbH), Bernd Fischer (Geschäftsführer der Umweltbildungsstätte Oberelsbach), Katharina Klug (pädagogisch Fachbetreuerin), Dr. Andrea Schmitt (Leiterin des Studienhauses am Bauersberg), Dieter Köstler (Mitarbeiter Bauersberg) und Stephan Barthelme (Geschäftsführer des Schullandheims Thüringer Hütte).

Hoffnungsvoll blicken die Vertreter des Rhöniversums in die Zukunft – trotz Lockdown und fehlender konkreter Perspektive. Staatliche Finanzhilfen führen über die trüben Zeiten. Die Schullandheime Bauersberg (Bischofsheim), Thüringer Hütte (Hausen) und die Umweltbildungsstätte (Oberelsbach) bilden das Rhöniversum. Sie haben unterschiedliche Bildungsangebote und räumliche und strukturelle Voraussetzungen, sodass sie auch während der Corona-Pandemie verschiedene Wege gefunden haben. Alle drei Einrichtungen sind Träger des Qualitätssiegels Umweltbildung Bayern.

Das Schullandheim Bauersberg ist seit 16. März geschlossen. Im Gegensatz zur Thüringer Hütte und der Umweltbildungsstätte sei es nicht möglich gewesen, am Bauersberg Belegungen anzunehmen, erläutern Markus Seibl, Geschäftsführer der Hobbach-Bauersberg gGmbH, und Dr. Andrea Schmitt, die Leiterin des Studienhauses. Ob im aktuellen Schuljahr noch Schulklassen zum Bauersberg kommen werden, bezweifeln beide. Sie bauen nun auf Buchungen in den kommenden Jahren. Zwischen 10 000 und 11 000 Übernachtungen verzeichnet das Schullandheim Bauersberg pro Jahr, in 2020 waren es 540.

Kooperation mit Universität und BayernLab

Andrea Schmitt nutzte die Monate des Lockdowns, die Bildungsmodule zu überarbeiten und neue Projekte zu erstellen. Sie ist überzeugt, dass die Digitalisierung künftig eine größere Rolle spielen wird und ist diesbezüglich tätig geworden. Auch soll die Kooperation mit der Universität Würzburg und dem BayernLab verstärkt und ausgebaut werden.

Anstehende Sanierungen, wie die geplante Erneuerung der Heizung, wurden verschoben, erklärte Seibl. Froh sei er, dass es für den Bauersberg und Hobbach möglich war, Corona-Soforthilfe zu bekommen. Gelder gab es neben der Soforthilfe noch aus weiteren Hilfsprogrammen. "Wir sind sehr froh über die Förderungen der öffentlichen Hand. Zum aktuellen Zeitpunkt sind wir sehr zuversichtlich, dass wir die Corona-Krise überleben werden", betonte Seibl. "Diese finanzielle Unterstützung – wie auch die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld sowie das Ausreizen sämtlicher Sparpotenziale – hilft uns über die Zeit."

Kleinere Gruppen und Einzelpersonen

"Wir hatten offen wann immer es ging", erinnert sich Bernd Fischer, Geschäftsführer der Umweltbildungsstätte in Oberelsbach an die Sommermonate. Zwar konnten keine Schulklassen beherbergt werden, dafür kleinere Gruppen, Einzelpersonen, Paare und Familien, die einen Bildungsurlaub buchten. "Die Leute wollten raus, wir waren gut nachgefragt."

Viel Arbeit, Zeit und Personal seien investiert worden, um ein umfassendes Corona-Konzept aufzustellen. Die bisher offene Küche wurde umgestaltet, der Speisesaal auf das ganze Erdgeschoss erweitert und ein Einwegsystem installiert. "Wir haben viel investiert und wurden dann Opfer des Lockdown-Light", so Fischer. 75 Prozent Umsatzverlust weise das Jahr 2020 auf, statt rund 13 000 Übernachtungen sank die Zahl auf 3500.

Digitale Formate erstellt

Verärgert ist Fischer über das Kultusministerium und die Vorgabe, dass Neuverträge eine kostenlose Stornierung beinhalten sollen. "Das Risiko wird komplett auf die Häuser abgewälzt." Während eines staatlich angeordneten Lockdowns sei die Stornierung natürlich kostenfrei möglich, die Gebühren trug bislang das Kultusministerium. Doch nun soll pauschal die Stornoierungsregelung gekippt werden, was für die Häuser unkalkulierbar und finanziell nicht leistbar sei. Auch in der Umweltbildungsstätte wurde das Bildungsprogramm komplett überarbeitet. "Wir sind jetzt barrierefrei", betont die pädagogische Fachbetreuerin Katharina Klug. Neue digitale Formate wurden erstellt, die auf der Homepage unter dem Begriff "Interaktiv für Zuhause" abzurufen sind. Staatliche Fördermittel für die geschlossenen Monate gab für die Umweltbildungsstätte auch, allerdings nicht in dem Umfang wie für den Bauersberg.

Das Sorgenkind des Rhöniversums

Das Schullandheim Thüringer Hütte ist im Moment das Sorgenkind des Rhöniversums, da unklar ist, wie es mit der Einrichtung weitergehen wird, nachdem die Diözese Würzburg angekündigt hatte, sich aus der Trägerschaft zurückziehen zu wollen. Stephan Barthelme, der zum 1. September die Stelle des Geschäftsführers antrat, plant zunächst weiter. "Es wird sicherlich leichter sein, ein gut gebuchtes Haus an einen potenziellen Nachfolger zu übergeben."

Im Sommer wurde Familienurlaub  angeboten, der sehr gut nachgefragt wurde. Auch hier musste viel investiert werden, um Abstand und Hygiene den aktuellen Vorschriften gemäß zu gewährleisten. Was die nächsten Monate angeht, ist Barthelme eher skeptisch. Vor Sommer rechnet er nicht mit der Möglichkeit zu öffnen und dann nicht für Schulklassen, sondern eher wieder für Wandergruppen und Familien. Auch die Thüringer Hütte bekam staatliche Hilfe für die Monate während des Lockdowns.

Marion Eckert, Main Post, 19.02.2021

Über das neue Jahresprogramm der Umweltbildungsstätte Oberelsbach freuen sich (von links) Katharina Klug, pädagogische Fachbetreuerin der Umweltbildungsstätte, Bürgermeisterin Birgit Erb sowie Geschäftsführer Bernd Fischer.

Für das Jahr 2021 hat die Umweltbildungsstätte Oberelsbach in Kooperation mit dem Markt Oberelsbach ein vielfältiges Jahresprogramm für interessierte Gäste und Einheimische zusammengestellt. Leider stehen alle Termine aufgrund der aktuell weiter andauernden Covid-19-Pandemie unter Vorbehalt. Geschäftsführer Bernd Fischer blickt dennoch optimistisch in die Zukunft: „Was nicht geplant ist, kann auf jeden Fall nicht stattfinden und so hoffen wir auf eine etwas entspanntere Lage des Infektionsgeschehens ab Frühling“.

Seit November vermisst die Umweltbildungsstätte Oberelsbach nun zum zweiten Mal aufgrund des Lockdowns ihre Besucherinnen und Besucher, die zum einen aus Schulklassen, zum anderen aus Studierenden- und Erwachsenengruppen bestehen. Das Team hat die Zeit genutzt, um verschiedene Projekte zu initiieren, wie beispielsweise eine neue Rubrik auf der Internetseite unter dem Motto „Interaktiv für Zuhause“. Ein neues Jahresprogramm für 2021 wurde zusammengestellt, welches sowohl die Bevölkerung vor Ort, als auch – sofern dies wieder möglich ist – Besucherinnen und Besucher der Rhön anspricht.

„Gerade in der jetzigen Zeit ist es enorm wichtig, unserer Bürgerschaft und unseren Gästen ein attraktives Bildungsprogramm anzubieten. Die Umweltbildungsstätte Oberelsbach mit ihrem Geschäftsführer und der neuen pädagogischen Fachbetreuerin und der Markt Oberelsbach als Umweltgemeinde haben interessante Angebote für 2021 erarbeitet. Es gibt noch viele Ideen und neue Themen im Bereich Biodiversität, Artenvielfalt und Klimaschutz. Leider können wir diese im Jahr 2021 nicht realisieren, werden diese Themen aber für das Jahr 2022 – hoffentlich, dem Jahr nach Corona – aktiv in den Bildungsangeboten umsetzen können“, so Erste Bürgermeisterin des Marktes Oberelsbach, Birgit Erb.

Kooperationen mit dem Markt Oberelsbach

Auftaktveranstaltung des Programmes macht am 11. März eine Sternenführung in Oberelsbach mit der Pädagogischen Fachbetreuerin Katharina Klug. Im letzten Sommer war Corona-bedingt die Zahl der Teilnehmenden bei umweltpädagogischen Veranstaltungen der Umweltbildungsstätte auf 15 Personen beschränkt. Falls die Sternenführung im März möglich sein wird, könnte diese Begrenzung wieder bestehen. „Bei großer Nachfrage haben wir aber die Möglichkeit, einen weiteren Sternenführer bzw. eine weitere Sternenführerin zu buchen, um die Gruppe aufteilen zu können“, erklärt Katharina Klug. Bis zu 30 Personen könnten so am Spaziergang um Oberelsbach teilnehmen und die Faszination des Rhöner Sternenhimmels erleben.

Bei einer Genusswanderung am 8. Mai unter dem Motto „Dem Genuss auf der Spur – Wanderung durch den Genussort“ werden Direktvermarkter und Produzenten des Marktes Oberelsbach besucht und an jeder Station kann die jeweilige Spezialität verkostet werden. Ob Honig, Rindfleisch, Schafwurst, Rhönforelle oder ausgefallene Bierkreationen – die Vielfalt an regionalen Produkten ist groß und Oberelsbach ist nicht ohne Grund einer von 100 Genussorten Bayerns. Sowohl die Sternenführung als auch die Genusswanderung finden in Kooperation mit dem Markt Oberelsbach statt. 

Bis August nur Outdoorveranstaltungen

Am 27. Mai und am 23. Juli finden die neu entstandenen ‚Kräutergeheimnisse‘ statt. Eine Kräuterführung mit der Kräuterpädagogin zeigt, wie viele essbare Kräuter auf der Wiese und am Wegrand zu finden sind. Am ersten Termin wird im Anschluss an die Führung jeder sein eigenes Kräutersalz herstellen, am zweiten Termin wird es eine Creme mit Heilkräutern auf der Basis von Bienenwachs sein.

Vom 16. – 20. August findet der erste Indoortermin des Jahresprogrammes statt. In einem fünftägigen Malkurs mit dem Künstler Gris aus Berlin wird es in spielerischer und spaßiger Atmosphäre Tipps und Tricks zum Thema Sketchen geben, also zum skizzenhaften Erfassen von Menschen, Gegenständen, Landschaften oder Gebäuden.

„Tag des offenen Seminarraumes“ hat Premiere

Der zum ersten Mal angebotene „Tag des offenen Seminarraumes“ richtet sich ganz bewusst an Schülerinnen und Schüler aus der Region. Während Schulklassen aus beinahe ganz Deutschland Klassenfahrten in die Umweltbildungsstätte in Oberelsbach unternehmen, möchte das Team auch für die Jugendlichen vor Ort ein Bildungsangebot rund um das Thema des Ökologischen Fußabdrucks bieten, außerdem das allgemeine Bildungsprogramm vorstellen und mit einer kleinen Führung durch die Schlaf- und Seminarräume des Hauses abrunden. Hierzu sind alle Interessierten ab 13 Jahren am 10. Dezember herzlich eingeladen.

Aber wie jedes Jahr gibt es auch wieder einen allgemeinen „Tag der offenen Tür“ im Rahmen eines zweitägigen Weihnachtsmarktes in der Umweltbildungsstätte am vierten Adventswochenende vom 18. – 19. Dezember. „Normalerweise öffnen wir dreimal im Jahr unsere Türen und bewirten, informieren und unterhalten unsere Gäste durch ganz verschiedene Angebote. In diesem unsicheren Jahr haben wir uns aber auf den Weihnachtsmarkt im Dezember beschränkt – eine bei den Rhönerinnen und Rhönern jedes Jahr sehr beliebte Veranstaltung“, weiß Bernd Fischer.    

Weitere Informationen und Anmeldung

Nähere Informationen bezüglich Treffpunkt, Kosten, Dauer und Anmeldung gibt es zum Beispiel auf der Homepage unter https://oberelsbach.rhoeniversum.de/veranstaltungen. Für alle Termine - außer für den Weihnachtsmarkt – ist eine Anmeldung bei der Umweltbildungsstätte telefonisch unter 09774 8580550 oder per Mail über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erforderlich. Aufgrund der Covid-19-Pandemie stehen alle Termine unter Vorbehalt. Entsprechend der zum jeweiligen Zeitpunkt geltenden Regelungen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens kann es zu Terminabsagen kommen. Aktuelle Informationen bekommen Sie per Mail, telefonisch oder im oben genannten Veranstaltungskalender.

Freuen sich über die Rezertifizierung mit dem Qualitätssiegel des Bundesforums Kinderund Jugendreisen (von links): Klaus Spitzl, Geschäftsführer des Vereins Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön, Bernd Fischer, Geschäftsführer der Umweltbildungsstätte Oberelsbach, Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb und Katharina Klug, Pädagogische Fachbetreuerin in der Umweltbildungsstätte.

Bereits seit dem Jahr 2014 trägt die Umweltbildungsstätte Oberelsbach im Bayerischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön das Qualitätssiegel des Bundesforums Kinder- und Jugendreisen und ist seitdem mit der Spitzenbewertung ausgezeichnet. Im vergangenen November wurden die Voraussetzungen für die anstehende Rezertifizierung geprüft, im Februar kam nun die positive Nachricht: Die Umweltbildungsstätte darf die fünf Sterne auch für die kommenden drei Jahre tragen.

Das Bundesforum Kinder- und Jugendreisen e.V. ist die Dachorganisation für den Bereich der Kinder- und Jugendreisen in Deutschland. Das gemeinnützig arbeitende Forum bietet eine Plattform für trägerübergreifende Diskussionen und Innovationen. Gemeinsames Anliegen: die Qualitätssicherung. Die Zertifizierung mit dem Qualitätssiegel ist hierbei vertrauensstiftend für Veranstalter von Kinder- und Jugendreisen. Diese können sich aufgrund des Siegels sicher sein, in der Umweltbildungsstätte ein hochwertiges Angebot in allen Bereichen vorzufinden – vom Bildungsangebot über die Verpflegung bis hin zur Zimmerausstattung. „Eine große Rolle spielt dabei auch der Kinder- und Jugendschutz, der anhand eines eigenen Schutzkonzepts und regelmäßigen Schulungen umgesetzt wird“, erklärt Bernd Fischer, Geschäftsführer der Umweltbildungsstätte Oberelsbach.
Der Anforderungskatalog für eine bestmögliche Bewertung ist sehr umfassend. Reinhard Schwarz, Auditor des Bundesforums, zeigte sich nach der eingehenden Prüfung aller Bereiche des Hauses höchst zufrieden und bezeichnet die Umweltbildungsstätte als „ein Vorbild für andere Einrichtungen“.

Die 2012 eröffnete Umweltbildungsstätte Oberelsbach sensibilisiert unter dem Motto „Ein Kosmos voller Leben“ Schüler, Studenten und Erwachsene für die (Um-)Welt am Beispiel des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. Die visionäre Architektur der Einrichtung ist Symbol für die Modernität des zeitgemäß konzipierten Bildungsangebots mit Seminaren, Workshops und Vorträgen. Ausführliche Infos unter www.rhoeniversum.de oder unter Telefon (09774) 8580 550.

Katharina Klug wurde von Landrat Thomas Habermann (von links), Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb, NBR-Geschäftsführer Klaus Spitzl und Bernd Fischer, Geschäftsführer der Umweltbildungsstätte Oberelsbach, in ihrer neuen Aufgabe als Pädagogische Fachbetreuerin begrüßt. Foto: Julia Weber, Landkreis Rhön-Grabfeld

Das Umweltbildungsteam beim Verein Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V. (NBR) hat Verstärkung bekommen: Katharina Klug ist seit dem 15. Juni 2020 in der Umweltbildungsstätte Oberelsbach tätig. Nun ist die 29-Jährige offiziell vorgestellt worden.

In der Rhön kennt sich Katharina Klug bestens aus, sie ist Zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin. Und auch darüber hinaus ist Klug im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön keine Unbekannte: Während ihres Studiums war sie bereits im Rahmen eines Praktikums und einer Elternzeitvertretung in der Bayerischen Verwaltungsstelle tätig. Zuletzt hatte sie ihr Masterstudium in Landschaftsarchitektur mit dem Schwerpunkt „Naturschutz, Umweltplanung und Kulturlandschaftsentwicklung“ abgeschlossen. Das Thema lautete „Bildung für nachhaltige Entwicklung im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön: Empirische Untersuchung zur Evaluation und Weiterentwicklung ausgewählter Bildungsmodule“. Ihren Bachelor hatte sie zuvor in Agrarwissenschaften gemacht.

Klugs Aufgabenschwerpunkte in der Umweltbildungsstätte Obererlsbach sind nun die Koordination und Durchführung von Bildungsveranstaltungen und die Konzeption neuer Bildungsmodule. Ein wichtiges Ziel dabei: Zukünftig soll das Bildungsprogramm auch auf Barrierefreiheit ausgelegt werden.

Beitrag bei der Mainpost lesen. 

Unter dem Motto „nachhaltig leben und wirtschaften“ haben sich vom 6. bis 9. September 2019 junge Menschen aus ganz Deutschland und aus Österreich in der Umweltbildungsstätte in Oberelsbach getroffen. Beim ersten deutschsprachigen MAB Jugendforum haben die Teilnehmer – darunter auch junge Engagierte aus der Rhön – ihre Erfahrungen und Visionen nicht nur untereinander, sondern auch mit erfolgreichen Rhöner Betrieben ausgetauscht.

Wie gelingt regionale Wertschöpfung? Wie groß ist unser „ökologischer Fußabdruck“? Wie können Naturschutz und Landwirtschaft gemeinsam erfolgreich sein? Vier Tage lang haben die 27 Teilnehmer aus unterschiedlichen Biosphärenregionen – von Rügen über das Wattenmeer, den Thüringer Wald und die Rhön bis zu den Kärntner Nockbergen – ein vielseitiges und partizipativ ausgerichtetes Programm zum Thema „nachhaltig leben und wirtschaften in Biosphärenreservaten“ erlebt. Auf der Tagesordnung standen zahlreiche Besuche bei Menschen vor Ort, die die nachhaltige Entwicklung der Region prägen, Workshops zu Fachthemen sowie Exkursionen zu landschaftlichen Highlights des Biosphärenreservats Rhön. Mitarbeiter der Bayerischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön sowie des Vereins Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön hatten das Programm mitgestaltet.

Im Milchviehbetrieb von Arnold Büttner in Oberwaldbehrungen erfuhren die Jugendlichen, dass konventionelle Viehhaltung nicht gleich Massentierhaltung bedeutet. Thomas Lang von der Mälzerei Lang in Mellrichstadt und Andreas Seufert von „Paxbräu“ in Oberelsbach zeigten, unter welchen Voraussetzungen Tradition verbunden mit Innovation auf dem Land zum Erfolg führen kann. Bei weiteren Exkursionen besuchten die jungen Teilnehmer den Steffeshof und die Bio-Metzgerei Kleinheinz in Oberleichtersbach sowie das als „Bioenergiedorf“ ausgezeichnete Großbardorf.

Am Sonntag fand das Forum dann seinen Höhepunkt. In einer Projektschmiede hatten die engagierten Jugendlichen ihre Erfahrungen aus den vergangenen beiden Tagen in konkrete Konzepte einfließen lassen. Ergebnis waren sechs kreativ dargestellte Projektideen, die die Teilnehmer am Sonntagabend nicht nur ihren Betreuern, sondern zahlreichen Ehrengästen präsentierten. Die feierliche Prämierung fand in Begleitung des Vorsitzenden des MABNationalkomitees, Michael Heugel, weiterer Komiteemitglieder, von Peter Südbeck, Vorstandsvorsitzender von EUROPARC Deutschland e.V., und der Bürgermeisterin von Oberelsbach, Birgit Erb, statt.

Mit dem ersten Preis wurde das Projekt „Vernetzt fetzt!“ ausgezeichnet, das den kontinuierlichen persönlichen und digitalen Austausch junger Menschen aus verschiedenen Biosphärenreservaten vorsieht. „Ich freue mich schon auf erste Ergebnisse“, sagte Bürgermeisterin Birgit Erb, die die Patenschaft für das Projekt übernommen hatte. Der gemeinsame zweite Platz wurde für ein Konzept für mobile Bildungsangebote zum Thema Nachhaltigkeit sowie ein Projekt zur Information junger Engagierter über Mitmach-Angebote in Landschaften und Stätten mit UNESCO-Anerkennung vergeben. Michael Heugel zeigte sich begeistert von dem Engagement der Teilnehmer und der gelungenen Veranstaltung: „Für die Weiterentwicklung von Biosphärenreservaten ist die Perspektive von jungen Menschen überaus wertvoll. Die entwickelten Projektideen zeigen, dass die nächste Generation von Verantwortungsträgerinnen und -trägern große Stärken im Netzwerkdenken hat und enorme Kreativität einbringt.“

In Deutschland sind 16 Biosphärenreservate durch das UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ (Man and the Biosphere, MAB) international anerkannt. Das MAB Jugendforum wurde von EUROPARC Deutschland e. V., dem Dachverband der Nationalparks, Naturparks, Biosphärenreservaten und Wildnisgebieten, anlässlich des 40-jährigen Bestehens von deutschen UNESCO-Biosphärenreservaten durchgeführt. Gefördert wurde die Vernetzungs- und Fortbildungsveranstaltung vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).

Anna-Lena Bieneck (Presse/Öffentlichkeitsarbeit BR Rhön)

Wer die Umweltbildungsstätte Oberelsbach besucht, kann diese in nahezu allen Bereichen barrierefrei erkunden. Dafür hat das Seminarhaus und Schullandheim im Naturpark und Unesco-Biosphärenreservat Rhön nun das Siegel "Bayern barrierefrei" erhalten.

Schon beim Bau hat die 2012 eröffnete Umweltbildungsstätte Oberelsbach auf einen möglichst barrierefreien Zugang geachtet. "Auch Gäste mit Handikap oder zum Beispiel Familien mit Kinderwagen sollen Haus ungestört genießen können", betont Bürgermeisterin Birgit Erb. "Schon heute nutzen viele Gruppen der Lebenshilfe oder der Offenen Behindertenarbeit, das Blindeninstitut Würzburg und andere karitative Einrichtungen unser Haus für Sommerfreizeiten und Schullandheimaufenthalte", berichtet Geschäftsführer Bernd Fischer.

Ein ausgezeichnetes Haus

Ausgezeichnet wurde das Haus für das komplett barrierefrei zugängliche Gebäude, den ausgewiesenen Behindertenparkplatz und die barrierefreie Nutzung des Seminarbereichs im Erdgeschoss. Weiterhin sind die Zimmer in der ersten und zweiten Etage über einen Aufzug zu erreichen. Zwei der Zimmer verfügen zudem über ein rollstuhlgerechtes Bad, die restlichen Zimmer sind barrierefrei zugänglich. Die Lichtschalter im Haus sind gut auffindbar in dunklem Kontrast zur Wand gehalten, die Türgriffe zur leichten Bedienung auf 85 Zentimetern Höhe angebracht.

 

Ausschlaggebend für die Auszeichnung war, dass sich das Team der Umweltbildungsstätte intensiv mit dem Thema Barrrierefreiheit auseinandergesetzt hat. Zum Thema Ernährung werden alle Allergie- und Lebensmittelunverträglichkeiten abgebildet. Besondere Ernährungsformen für Menschen mit Behinderungen werden ebenfalls berücksichtigt.

Sogar der Bauerngarten ist für Rollstuhlfahrer geeignet

Des Weiteren wird das Programmangebot besser auf eine Barrierefreiheit abgestimmt und dementsprechend im Programmheft gekennzeichnet. Der neuangelegte Bauerngarten ist ebenfalls barrierefrei und mit unterfahrbaren Hochbeeten ausgestattet, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind.

Die Auszeichnung "Bayern barrierefrei" ist eine Anerkennung für das Engagement des Teams, gleichzeitig ein nützlicher Wegweiser für Menschen mit Handikap. Das Oberelsbacher Seminarhaus und Schullandheim wird nun auch auf der Website www.barrierefrei.bayern.de gelistet.

Siebzehn Ziele für eine nachhaltige Entwicklung hat sich die internationale Staatengemeinschaft bis zum Jahr 2030 gesetzt. Diese sind in der Agenda 2030 formuliert, in Unterziele ausdifferenziert und durch Indikatoren messbar gemacht worden. Erstmals umfassen die 17 sustainable development goals (SDGs) alle Dimensionen der Nachhaltigkeit. Sie sind unteilbar miteinander verbunden und bilden die Grundlage einer wirtschaftlichen Entwicklung, die sowohl soziale Gerechtigkeit, als auch die ökologischen Grenzen berücksichtigt. Als handlungsleitende Prinzipien sind ihnen die Bereiche Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft vorangestellt (auf Englisch die 5 „P“: People, Planet, Prosperity, Peace, Partnership). Auch wenn sich ein „Entwicklungsprogramm“ erst einmal nach einer Agenda für die sogenannten Entwicklungsländer anhört, werden bei der Agenda 2030 gerade auch die Industriestaaten in die Pflicht genommen. Hier geht es beim SDG 2 Kein Hunger z.B. um den Stickstoffüberschuss in der Landwirtschaft oder den Anteil von Biolandbau in der Landwirtschaft. Und dass wir bei Maßnahmen zum Klimaschutz (SDG 13), Leben unter Wasser (SDG 14), Leben an Land (SDG 15) aktiv werden müssen, steht ja außer Frage. Um die globalen Ziele auf eine lokale Ebene zu bringen, sollen hier anhand des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön einige Beispiele und Herausforderungen dargestellt werden.

Der Indikatorenbericht 2018 des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass Deutschland auch in Bereichen, die nicht gleich offensichtlich sind, noch große Anstrengungen vor sich hat, die gesteckten Ziele zu erreichen. So würde man das Ziel Sauberes Wasser und Sanitärversorgung (SDG 6) erst einmal in den Entwicklungsländern verorten, wo es grundsätzlich um einen Zugang zu sauberem Grundwasser geht. Schaut man aber auf die Unterkategorien „Nitrat im Grundwasser“ oder „Phosphor in Fließgewässern“ zeigen die Indikatoren, dass mit der aktuellen Entwicklung die Ziele nicht nur verfehlt werden, sondern sich der Abstand zum Ziel noch vergrößert. Und dass eine ausreichende Versorgung mit Trinkwasser nicht selbstverständlich ist, zeigte sich im letzten Sommer nicht nur hier in der Rhön.

Wie alle UNESCO-Biosphärenreservate ist die Rhön eine Modellregion für eine nachhaltige Entwicklung. Deshalb ist sie geeignet, die Entwicklung der Nachhaltigkeitsziele auf lokaler Ebene zu beobachten, auch wenn es hier keine eigenen Indikatoren gibt. So zeigen sich schon bei ökologischen Zielen, wie Leben an Land (SDG 15) Herausforderungen: In den Kernzonen des Biosphärenreservates, das sind vorwiegend Wälder und Moore, greift der Mensch nicht mehr ein und überlässt die Natur sich selbst. In der Kulturlandschaft der Pflegezonen – auch das sind Naturschutzgebiete – werden die artenreichen Bergwiesen durch Beweidung oder Mahd offen gehalten, um sie im aktuellen Zustand zu erhalten. So sind hier zwei völlig unterschiedliche Ansätze von Naturschutz direkt nebeneinander zu finden. Das zeigt, dass das Ziel Leben an Land auf vielfältige Weise zu erreichen ist, da ein einfaches „Natur Natur sein lassen“ nicht immer die beste Entscheidung ist. Kern- und Pflegezonen tragen in der Rhön gleichermaßen zur biologischen Vielfalt bei und es ist eine menschliche Abwägung, welches Konzept wo geeigneter ist.

Die Entwicklungszone des Biosphärenreservates, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, gibt Beispiele für weitere SDGs: Für bezahlbare und saubere Energie (SDG 7) hat der Bauernverband mehrere genossenschaftliche Biogasanlagen initiiert, die durch Kombination mit einer Mälzerei, einer Gärtnerei oder einem Schwimmbad sehr effizient laufen. Zusätzlich konnte durch den genossenschaftlichen Betrieb die Gesamtzahl der Anlagen auf zehn begrenzt werden, was auch zu einer Reduktion der Flächen für Energiemais führt.  Wegen der intensiven Bewirtschaftung ist der Maisanbau kritisch zu sehen, deshalb hat sich für ein neues Projekt eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Allianz gebildet: Der Bauernverband und die BN-Kreisgruppe Rhön-Grabfeld testen den Einsatz verschiedener Wildpflanzenmischungen als blühende Energieträger für die Biogasanlagen. Die ersten Ergebnisse sind sehr positiv: Die Energieausbeute ist zwar niedriger als bei Mais, die Pflege aber deutlich einfacher und die Besiedelung der Flächen mit Insekten und Vögeln beeindruckend.

Zur nachhaltigen Entwicklung von Städten und Gemeinden (SDG 11) trägt die Innenentwicklung der Kommunen bei. Statt der Ausweisung neuer Baugebiete am Ortsrand werden Leerstände im Innenbereich erfasst und deren Renovierung bzw. Neubebauung gefördert. Damit wird dem Trend entgegen gewirkt, dass trotz sinkender Einwohnerzahlen die Siedlungsfläche anwächst. In einigen Orten konnte damit der Leerstand schon vermieden werden. Problematischer sieht es mit dem ÖPNV aus, der trotz eigener Freizeitbuslinien für den Tourismus für die alltägliche Mobilität kaum nutzbar ist.

Nachhaltige/r Konsum und Produktion (SDG 12) wird durch die regionale „Dachmarke Rhön“ unterstützt. Sie zeichnet Produkte aus, die zu 100% in der Region hergestellt werden und gastronomische Betriebe, die mit diesen Produkten arbeiten. So werden regionale Wertschöpfungsketten erhalten oder neu geschaffen, die eine Lebensgrundlage für die Menschen im Biosphärenreservat sind.

Schließlich ist das ganze (länderübergreifende) Biosphärenreservat Rhön eine Partnerschaft zur Erreichung der Ziele (SDG 17). Doch auch ohne dieses Dach lassen sich auf lokaler Ebene zahlreiche Beispiele für die Umsetzung der SDGs und damit Ansätze für die Bildungsarbeit finden. Denn diese sind vor der Haustür genauso relevant wie auf globaler Ebene.

Der Text ist im Rundbrief der ANU Bayern, Nr. 75, Ausgabe 2/19 erschienen.

Am 19.03.2019 fand die erste Alpakawanderung mit einer Schulklasse aus der Umweltbildungsstätte statt. Bei einer zweistündigen Wanderung wurde den Schülern etwas über die Tiere, deren Haltung und ihre besondere Art erzählt. Abwechselnd durften die Schüler die Tiere führen, streicheln und zum Schluss auch füttern. Alpakas zählen eigentlich nicht zu den typischen Weidetiere der Rhön, aber trotzdem sind sie mindestens genauso süß wie unsere Rhönschafe.

Die Bildungsarbeit der Umweltbildungsstätte findet in der Regel draußen statt, denn "Biosphärenreservat" ist das, was auf der Fläche passiert. Manchmal ist das Wetter aber zu schlecht für ein Programm vor der Tür, dann wäre eine Indoor-Alternative notwendig. Mit der Idee, ein Indoor-Spiel zum Biosphärenreservat Rhön zu konzipieren, das eine ganze Schulklasse beschäftigt und eine Spielzeit von ungefähr zwei Stunden hat, wurde eine Projektgruppe der Universität Erfurt beauftragt.

In der Pflegezone am Dünsberg bei Oberelsbach war letzte Woche einiges los. Gemeinsam mit der Werner-von-Siemens Realschule Bad Neustadt wurde im Rahmen des Moduls „Landschaftspflege aktiv“ eine Wiese freigelegt. Ausgerüstet mit Astscheren, Sägen, Rechen und Mistgabeln arbeitete je eine 5. Klasse an vier verschiedenen Tagen.

Ab sofort kann in Oberelsbach elektrisch getankt werden. An der Umweltbildungsstätte wurde die Schnellladesäule für elektrisch betriebene Fahrzeuge offiziell in Betrieb genommen. „Hier kann man künftig nicht nur Wissen tanken, sondern auch Öko-Strom“, freute sich Bürgermeisterin Birgit Erb über den symbolträchtigen Ort der Schnellladesäule an der Umweltbildungsstätte Oberelsbach.

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