Hoffnungsvoll blicken die Vertreter des Rhöniversums in die Zukunft – trotz Lockdown und fehlender konkreter Perspektive. Staatliche Finanzhilfen führen über die trüben Zeiten. Die Schullandheime Bauersberg (Bischofsheim), Thüringer Hütte (Hausen) und die Umweltbildungsstätte (Oberelsbach) bilden das Rhöniversum. Sie haben unterschiedliche Bildungsangebote und räumliche und strukturelle Voraussetzungen, sodass sie auch während der Corona-Pandemie verschiedene Wege gefunden haben. Alle drei Einrichtungen sind Träger des Qualitätssiegels Umweltbildung Bayern.
Das Schullandheim Bauersberg ist seit 16. März geschlossen. Im Gegensatz zur Thüringer Hütte und der Umweltbildungsstätte sei es nicht möglich gewesen, am Bauersberg Belegungen anzunehmen, erläutern Markus Seibl, Geschäftsführer der Hobbach-Bauersberg gGmbH, und Dr. Andrea Schmitt, die Leiterin des Studienhauses. Ob im aktuellen Schuljahr noch Schulklassen zum Bauersberg kommen werden, bezweifeln beide. Sie bauen nun auf Buchungen in den kommenden Jahren. Zwischen 10 000 und 11 000 Übernachtungen verzeichnet das Schullandheim Bauersberg pro Jahr, in 2020 waren es 540.
Kooperation mit Universität und BayernLab
Andrea Schmitt nutzte die Monate des Lockdowns, die Bildungsmodule zu überarbeiten und neue Projekte zu erstellen. Sie ist überzeugt, dass die Digitalisierung künftig eine größere Rolle spielen wird und ist diesbezüglich tätig geworden. Auch soll die Kooperation mit der Universität Würzburg und dem BayernLab verstärkt und ausgebaut werden.
Anstehende Sanierungen, wie die geplante Erneuerung der Heizung, wurden verschoben, erklärte Seibl. Froh sei er, dass es für den Bauersberg und Hobbach möglich war, Corona-Soforthilfe zu bekommen. Gelder gab es neben der Soforthilfe noch aus weiteren Hilfsprogrammen. "Wir sind sehr froh über die Förderungen der öffentlichen Hand. Zum aktuellen Zeitpunkt sind wir sehr zuversichtlich, dass wir die Corona-Krise überleben werden", betonte Seibl. "Diese finanzielle Unterstützung – wie auch die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld sowie das Ausreizen sämtlicher Sparpotenziale – hilft uns über die Zeit."
Kleinere Gruppen und Einzelpersonen
"Wir hatten offen wann immer es ging", erinnert sich Bernd Fischer, Geschäftsführer der Umweltbildungsstätte in Oberelsbach an die Sommermonate. Zwar konnten keine Schulklassen beherbergt werden, dafür kleinere Gruppen, Einzelpersonen, Paare und Familien, die einen Bildungsurlaub buchten. "Die Leute wollten raus, wir waren gut nachgefragt."
Viel Arbeit, Zeit und Personal seien investiert worden, um ein umfassendes Corona-Konzept aufzustellen. Die bisher offene Küche wurde umgestaltet, der Speisesaal auf das ganze Erdgeschoss erweitert und ein Einwegsystem installiert. "Wir haben viel investiert und wurden dann Opfer des Lockdown-Light", so Fischer. 75 Prozent Umsatzverlust weise das Jahr 2020 auf, statt rund 13 000 Übernachtungen sank die Zahl auf 3500.
Digitale Formate erstellt
Verärgert ist Fischer über das Kultusministerium und die Vorgabe, dass Neuverträge eine kostenlose Stornierung beinhalten sollen. "Das Risiko wird komplett auf die Häuser abgewälzt." Während eines staatlich angeordneten Lockdowns sei die Stornierung natürlich kostenfrei möglich, die Gebühren trug bislang das Kultusministerium. Doch nun soll pauschal die Stornoierungsregelung gekippt werden, was für die Häuser unkalkulierbar und finanziell nicht leistbar sei. Auch in der Umweltbildungsstätte wurde das Bildungsprogramm komplett überarbeitet. "Wir sind jetzt barrierefrei", betont die pädagogische Fachbetreuerin Katharina Klug. Neue digitale Formate wurden erstellt, die auf der Homepage unter dem Begriff "Interaktiv für Zuhause" abzurufen sind. Staatliche Fördermittel für die geschlossenen Monate gab für die Umweltbildungsstätte auch, allerdings nicht in dem Umfang wie für den Bauersberg.
Das Sorgenkind des Rhöniversums
Das Schullandheim Thüringer Hütte ist im Moment das Sorgenkind des Rhöniversums, da unklar ist, wie es mit der Einrichtung weitergehen wird, nachdem die Diözese Würzburg angekündigt hatte, sich aus der Trägerschaft zurückziehen zu wollen. Stephan Barthelme, der zum 1. September die Stelle des Geschäftsführers antrat, plant zunächst weiter. "Es wird sicherlich leichter sein, ein gut gebuchtes Haus an einen potenziellen Nachfolger zu übergeben."
Im Sommer wurde Familienurlaub angeboten, der sehr gut nachgefragt wurde. Auch hier musste viel investiert werden, um Abstand und Hygiene den aktuellen Vorschriften gemäß zu gewährleisten. Was die nächsten Monate angeht, ist Barthelme eher skeptisch. Vor Sommer rechnet er nicht mit der Möglichkeit zu öffnen und dann nicht für Schulklassen, sondern eher wieder für Wandergruppen und Familien. Auch die Thüringer Hütte bekam staatliche Hilfe für die Monate während des Lockdowns.
Marion Eckert, Main Post, 19.02.2021
Für das Jahr 2021 hat die Umweltbildungsstätte Oberelsbach in Kooperation mit dem Markt Oberelsbach ein vielfältiges Jahresprogramm für interessierte Gäste und Einheimische zusammengestellt. Leider stehen alle Termine aufgrund der aktuell weiter andauernden Covid-19-Pandemie unter Vorbehalt. Geschäftsführer Bernd Fischer blickt dennoch optimistisch in die Zukunft: „Was nicht geplant ist, kann auf jeden Fall nicht stattfinden und so hoffen wir auf eine etwas entspanntere Lage des Infektionsgeschehens ab Frühling“.
Seit November vermisst die Umweltbildungsstätte Oberelsbach nun zum zweiten Mal aufgrund des Lockdowns ihre Besucherinnen und Besucher, die zum einen aus Schulklassen, zum anderen aus Studierenden- und Erwachsenengruppen bestehen. Das Team hat die Zeit genutzt, um verschiedene Projekte zu initiieren, wie beispielsweise eine neue Rubrik auf der Internetseite unter dem Motto „Interaktiv für Zuhause“. Ein neues Jahresprogramm für 2021 wurde zusammengestellt, welches sowohl die Bevölkerung vor Ort, als auch – sofern dies wieder möglich ist – Besucherinnen und Besucher der Rhön anspricht.
„Gerade in der jetzigen Zeit ist es enorm wichtig, unserer Bürgerschaft und unseren Gästen ein attraktives Bildungsprogramm anzubieten. Die Umweltbildungsstätte Oberelsbach mit ihrem Geschäftsführer und der neuen pädagogischen Fachbetreuerin und der Markt Oberelsbach als Umweltgemeinde haben interessante Angebote für 2021 erarbeitet. Es gibt noch viele Ideen und neue Themen im Bereich Biodiversität, Artenvielfalt und Klimaschutz. Leider können wir diese im Jahr 2021 nicht realisieren, werden diese Themen aber für das Jahr 2022 – hoffentlich, dem Jahr nach Corona – aktiv in den Bildungsangeboten umsetzen können“, so Erste Bürgermeisterin des Marktes Oberelsbach, Birgit Erb.
Kooperationen mit dem Markt Oberelsbach
Auftaktveranstaltung des Programmes macht am 11. März eine Sternenführung in Oberelsbach mit der Pädagogischen Fachbetreuerin Katharina Klug. Im letzten Sommer war Corona-bedingt die Zahl der Teilnehmenden bei umweltpädagogischen Veranstaltungen der Umweltbildungsstätte auf 15 Personen beschränkt. Falls die Sternenführung im März möglich sein wird, könnte diese Begrenzung wieder bestehen. „Bei großer Nachfrage haben wir aber die Möglichkeit, einen weiteren Sternenführer bzw. eine weitere Sternenführerin zu buchen, um die Gruppe aufteilen zu können“, erklärt Katharina Klug. Bis zu 30 Personen könnten so am Spaziergang um Oberelsbach teilnehmen und die Faszination des Rhöner Sternenhimmels erleben.
Bei einer Genusswanderung am 8. Mai unter dem Motto „Dem Genuss auf der Spur – Wanderung durch den Genussort“ werden Direktvermarkter und Produzenten des Marktes Oberelsbach besucht und an jeder Station kann die jeweilige Spezialität verkostet werden. Ob Honig, Rindfleisch, Schafwurst, Rhönforelle oder ausgefallene Bierkreationen – die Vielfalt an regionalen Produkten ist groß und Oberelsbach ist nicht ohne Grund einer von 100 Genussorten Bayerns. Sowohl die Sternenführung als auch die Genusswanderung finden in Kooperation mit dem Markt Oberelsbach statt.
Bis August nur Outdoorveranstaltungen
Am 27. Mai und am 23. Juli finden die neu entstandenen ‚Kräutergeheimnisse‘ statt. Eine Kräuterführung mit der Kräuterpädagogin zeigt, wie viele essbare Kräuter auf der Wiese und am Wegrand zu finden sind. Am ersten Termin wird im Anschluss an die Führung jeder sein eigenes Kräutersalz herstellen, am zweiten Termin wird es eine Creme mit Heilkräutern auf der Basis von Bienenwachs sein.
Vom 16. – 20. August findet der erste Indoortermin des Jahresprogrammes statt. In einem fünftägigen Malkurs mit dem Künstler Gris aus Berlin wird es in spielerischer und spaßiger Atmosphäre Tipps und Tricks zum Thema Sketchen geben, also zum skizzenhaften Erfassen von Menschen, Gegenständen, Landschaften oder Gebäuden.
„Tag des offenen Seminarraumes“ hat Premiere
Der zum ersten Mal angebotene „Tag des offenen Seminarraumes“ richtet sich ganz bewusst an Schülerinnen und Schüler aus der Region. Während Schulklassen aus beinahe ganz Deutschland Klassenfahrten in die Umweltbildungsstätte in Oberelsbach unternehmen, möchte das Team auch für die Jugendlichen vor Ort ein Bildungsangebot rund um das Thema des Ökologischen Fußabdrucks bieten, außerdem das allgemeine Bildungsprogramm vorstellen und mit einer kleinen Führung durch die Schlaf- und Seminarräume des Hauses abrunden. Hierzu sind alle Interessierten ab 13 Jahren am 10. Dezember herzlich eingeladen.
Aber wie jedes Jahr gibt es auch wieder einen allgemeinen „Tag der offenen Tür“ im Rahmen eines zweitägigen Weihnachtsmarktes in der Umweltbildungsstätte am vierten Adventswochenende vom 18. – 19. Dezember. „Normalerweise öffnen wir dreimal im Jahr unsere Türen und bewirten, informieren und unterhalten unsere Gäste durch ganz verschiedene Angebote. In diesem unsicheren Jahr haben wir uns aber auf den Weihnachtsmarkt im Dezember beschränkt – eine bei den Rhönerinnen und Rhönern jedes Jahr sehr beliebte Veranstaltung“, weiß Bernd Fischer.
Weitere Informationen und Anmeldung
Nähere Informationen bezüglich Treffpunkt, Kosten, Dauer und Anmeldung gibt es zum Beispiel auf der Homepage unter https://oberelsbach.rhoeniversum.de/veranstaltungen. Für alle Termine - außer für den Weihnachtsmarkt – ist eine Anmeldung bei der Umweltbildungsstätte telefonisch unter 09774 8580550 oder per Mail über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erforderlich. Aufgrund der Covid-19-Pandemie stehen alle Termine unter Vorbehalt. Entsprechend der zum jeweiligen Zeitpunkt geltenden Regelungen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens kann es zu Terminabsagen kommen. Aktuelle Informationen bekommen Sie per Mail, telefonisch oder im oben genannten Veranstaltungskalender.
Bereits seit dem Jahr 2014 trägt die Umweltbildungsstätte Oberelsbach im Bayerischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön das Qualitätssiegel des Bundesforums Kinder- und Jugendreisen und ist seitdem mit der Spitzenbewertung ausgezeichnet. Im vergangenen November wurden die Voraussetzungen für die anstehende Rezertifizierung geprüft, im Februar kam nun die positive Nachricht: Die Umweltbildungsstätte darf die fünf Sterne auch für die kommenden drei Jahre tragen.
Das Bundesforum Kinder- und Jugendreisen e.V. ist die Dachorganisation für den Bereich der Kinder- und Jugendreisen in Deutschland. Das gemeinnützig arbeitende Forum bietet eine Plattform für trägerübergreifende Diskussionen und Innovationen. Gemeinsames Anliegen: die Qualitätssicherung. Die Zertifizierung mit dem Qualitätssiegel ist hierbei vertrauensstiftend für Veranstalter von Kinder- und Jugendreisen. Diese können sich aufgrund des Siegels sicher sein, in der Umweltbildungsstätte ein hochwertiges Angebot in allen Bereichen vorzufinden – vom Bildungsangebot über die Verpflegung bis hin zur Zimmerausstattung. „Eine große Rolle spielt dabei auch der Kinder- und Jugendschutz, der anhand eines eigenen Schutzkonzepts und regelmäßigen Schulungen umgesetzt wird“, erklärt Bernd Fischer, Geschäftsführer der Umweltbildungsstätte Oberelsbach.
Der Anforderungskatalog für eine bestmögliche Bewertung ist sehr umfassend. Reinhard Schwarz, Auditor des Bundesforums, zeigte sich nach der eingehenden Prüfung aller Bereiche des Hauses höchst zufrieden und bezeichnet die Umweltbildungsstätte als „ein Vorbild für andere Einrichtungen“.
Die 2012 eröffnete Umweltbildungsstätte Oberelsbach sensibilisiert unter dem Motto „Ein Kosmos voller Leben“ Schüler, Studenten und Erwachsene für die (Um-)Welt am Beispiel des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. Die visionäre Architektur der Einrichtung ist Symbol für die Modernität des zeitgemäß konzipierten Bildungsangebots mit Seminaren, Workshops und Vorträgen. Ausführliche Infos unter www.rhoeniversum.de oder unter Telefon (09774) 8580 550.